Trachtenfußung bedeutet: optimale Energiezerstreuung!
(A. Fritsch)

stoßabsorbierende Trachtenfußung

Bei einem gesunden Barhuf berührt zuerst der hintere Bereich des Strahls beim Auffußen den Untergrund, wodurch eine Bremswirkung entsteht und folglich Energie zerstreut wird. Danach sollen Trachten, Eckstreben und Ballen den Boden berühren, um somit noch mehr von der auftreffenden Energie direkt an die flexiblen Hufknorpel weiterzuleiten. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Sohle beginnt Energie an das Hufbein weiterzuleiten, ist der Großteil der Aufprallenergie bereits absorbiert. Das Hufbein drückt nun das unter ihm liegende "Sohlenkissen" (Sohlenlederhaut enthält etwa 10-30ml Blut) zusammen, wodurch noch mehr Energie abgeleitet wird. Nun bleibt für das restliche Bein oder den Körper, mit seiner elastischen Schulterblattaufhängung der Vorhand (Schulterblatt und Brustkorb sind beim Pferd nicht wie beim Menschen durch Knochen [Schlüsselbein], sondern durch Muskel- und Sehnengewebe miteinander verbunden) vergleichsweise wenig "Restenergie" zu absorbieren.

Alles am und im Huf funktioniert bei oben beschriebenem Bewegungsablauf besser. Die Hufkapsel kann sich so verformen, dass:

Aber nur ein korrekt geformter Barhuf mit stabil entwickeltem Strahlkissen, stark ausgeprägten Hufknorpeln und gut ausgebildetem Gefäßsystem im hinteren Bereich des Hufes kann als „Stoßdämpfer“ fungieren und die, bei der Fußung auftretende Aufprallenergie effektiv abdämpfen. Dann werden entstehende Vibrationen zerstreuten und somit die Gliedmaßen auf lange Sicht vor Schäden geschützt. Hufbeschlag jedoch wirkt dem entgegen!


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Zu der Thematik Hufbeschlag und Fußungsverhalten referierte Prof. Schatzmann (Bern 1996): Durch den Hufbeschlag kommt es zum abrupten Aufprall des gesamten Tragerandes. Das Gewicht wird vor allem auf hartem Boden ausschließlich durch die „Tragewände“ und eventuell durch die Eckstreben abgefangen. Die Sohle und vor allem der Strahl bleiben weitgehenst unbelastet. Wen wundert es noch, dass hierdurch weitestgehenst alle Mechanismen zur Dämpfung der Aufprallenergie am Pferdebein minimiert werden. Bestätigt wurde dies bereits 1983 durch die Dissertation von Luca Bein (Universität Zürich). Im Auftrag der Schweizer Armee testete er unterschiedlichste Beschlagsmaterialien bezüglich der Stoßdämpfung am Huf und stellte diese dem unbeschlagenen Huf gegenüber.

Beim mit Eisen beschlagenem Huf fehlen ca. 60-80 % der natürlichen Stoßdämpfung. Anders ausgedrückt: Beim beschlagenen Huf bekommt das Bein im Schritt auf Asphalt drei mal so starke Stöße ab, wie das Bein bei einem unbeschlagenen Huf im Trab auf Asphalt (Prof. Luca Bein, 1983).

Diese unnatürlichen Prellungen beim Auffußen, verbunden mit der verzögerten, erschwerten und abrupten Abfußung dürften auch ursächlich neben Imbalancen am Huf für Gelenkarthrosen und Hufknorpelverknöcherungen in Frage kommen. Diese zu heftige Stoßenergie in die Gliedmaßen überbeanspruchen die Gelenke, Knorpeln, Bänder, Sehnen und Sehnenansatzstellen. Eine Überbelastung und Schädigung dieser Strukturen ist die Folge. Bei einem natürlich belassenen Barhuf treten derartige Problemstellungen erst gar nicht auf.
Dass dies auch von der Schmiedezunft erkannt wurde, bestätigen deren Versuche, mittels Gummieinlagen oder Silikonfüllungen die Stoßdämpfung von beschlagenen Hufen zu verbessern. Indirekt gestehen sie hiermit jedoch ein, dass durch den Beschlag die Stoßdämpfungsmechanismen des Hufes empfindlich gestört werden. In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, warum in jüngster Zeit immer höhere Anforderungen an die "Elastizität" der Reitböden gestellt wird. Hier versucht man wieder einmal Symptome zu kaschieren, anstatt das Übel an der Wurzel zu beseitigen.


Verstehen Sie: Es besteht eine direkte Beziehung zwischen Trachtenfußung und Hufentwicklung, sowie Zehenfußung und Hufdegeneration.
Bedenken Sie: Bei einem Pferd, das wegen einer „Fühligkeit“ im hinteren Hufteil „freiwillig“ eine Zehenlandung anstrebt, sind sämtliche Möglichkeiten des Hufes, Energie zu verteilen und zu absorbieren, nahezu gelöscht.