Pferde, geboren um sich frei zu bewegen . . .

Wildpferde USA / Foto: Brian T. Murphy

Wir wissen, dass freilebende Pferde viele Kilometer am Tag wandern. Jamie Jackson (USA) beobachtete, dass sich Herden wildlebender Pferde routinemäßig in einer schmalen Bahn bewegen, die an einer Wasserstelle beginnt. Auf dieser Strecke befinden sich verschiedene Bereiche, wo die Tiere ihre verschiedenen Bedürfnisse befriedigen können: verschiedene Arten von Futterpflanzen, Mineralien, Salze, ein staubige Plätze zum Wälzen, sichere Schlafplätze, einen Unterstand zum Schutz vor schlechtem Wetter und kleine Verstecke im Wald, um Fohlen zur Welt zu bringen. Jamie Jackson erkannte, dass Wildpferde ihren ständigen Wandertrieb einstellen, sobald sie aus ihrer "Bahn" gerissen werden. Selbst wenn sie dann in sehr großen Paddocks gehalten werden, "faulenzen" sie nur mehr, da jetzt es offensichtlich keinen Antrieb für Bewegung gibt.


Terrainbeschneidung bedeutet Bewegungseinschränkung!

Boxenhalten >> soziale Verarmung

Boxenhaltung mit oder ohne Paddock, selbst mit angeschlossenem Weidegang, stellt für das Pferd eine extreme Bewegungseinschränkung dar. Selbst die "optimalste" Haltung im Offen- oder Bewegungsstall ist nur ein bescheidener Ersatz verglichen mit dem weitläufigen Steppendasein (mit den unterschiedlichsten Bodenstrukturen) der Wildpferde.
Die Bewegungsmenge unserer domestizierten Pferde wird mit seinem gleichförmigen "Freß-Bewegungs-Rhythmus" (ca. 15-30 km) immer der von wildlebenden Pferde hinten anstehen.
Beobachtungen an kleinen Herden in den USA (nicht völlig frei lebend) bestätigten Jackson's Erkenntnis: Die Tiere wurden mit Schrittzählern ausgestattet, welche zeigten, dass sich die Pferde durchschnittlich 6000 Schritte innerhalb von 24 Stunden (vor allem tagsüber) bewegten. Zur Nachtzeit nahm die Bewegungsaktivität ab. Wurden die Tiere eingestallt, reduzierte sich die Schrittmenge auf nur noch 800 Schritte (ohne merkliche Beeinflußung von Tag und Nacht).
Für das Lauftier Pferd ist Bewegung der entscheidende Faktor zur Gesunderhaltung und speziell für die Hufentwicklung. Aber auch für das Huftraining ist Bewegung unverzichtbar. Der Huf "lebt" vom Abrieb und reagiert ständig auf die sich ändernden Anforderungen der Umwelt (Böden, den täglich zurückgelegten km, den Jahreszeiten . . .)

Das Pferd unser "Freizteitpartner"

Heutzutage ist fast niemand mehr auf die Arbeitskraft dieses edlen, intelligenten und sensiblen Lebewesens angewiesen. Pferde werden überwiegend zu unserem "Vergnügen" gehalten. Sie avancieren immer mehr zum "Freizeitpartner". Nur um diese empfindsamen Lebewesen "besser" zu verstehen, investieren wir viel Liebe, sowie Geld in Literatur und Zeit in Trainings- und Umgangsmethoden. Gleichtzeitig wird es immer noch akzeptiert, dass unsere "Partner" durch eine nicht artgerechte Haltung (Boxen) der sozialen Sicherheit der Herde beraubt werden und dass ihnen Eisen unter die Hufe genagelt werden, nur um die Pferde "benutzen" zu können, wann und wie es uns gefällt.
Ich denke, je mehr Menschen die fundamentale Bedeutung von Bewegung für das Pferd verstünden, umso zügiger würden sich in den Ställen die Standarts für das "Einstellen" ändern.