Der Fohlenhuf braucht den Umweltreiz, um sich zu entwickeln!

Bewegungsstudie (Quelle: Eva Müller)

Bei der heute üblichen Fohlenaufzucht finden wir dieselbe Bewegungs-Problematik, denen auch ausgewachsene Pferde ausgesetzt sind. Viele Hufprobleme sind bereits in der mangelhaften Fohlenaufzucht begründet, mit den wir später unausweichlich konfrontiert werden. Jungpferde werden in kleinen Paddocks, zu engen Laufställen oder in der Regel auf zu kleinen und zu weichen Wiesengrundstücken aufgezogen. Wir neigen bei der Aufzucht der Fohlen außerdem dazu, den Tieren alles "mundgerecht" darzubieten was sie benötigen (saftiges Gras so weit das Auge reicht, die Tränke in unmittelbarer Nähe), sodass die Jungpferde wenig Anreiz haben, sich täglich die erforderlichen 15-30 km zu bewegen, wie es natürlicherweise vorgesehen wäre. Schlimmstenfalls fristen die Tiere lediglich in Paddocks, gelangweilt und ohne jeglichen Bewegungsanreize, vor sich hin.
Durch die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit der heranwachsenden Pferde erfährt die Hufkapsel nicht ausreichend stimulierende Anreize, so dass die natürliche Entwicklung des Strahlkissens und der seitlichen Hufknorpel in unangemessener Weise stattfindet.


Sohlenansicht - Fohlenhuf

Wird ein Fohlen geboren, sind die seitlichen Hufknorpel dünn und das Strahlkissen besteht noch aus reinem Fettgewebe. Die Hufknorpel sind teilweise weniger als 2mm dick. Während des Wachstums liefert die ständige Erweiterung, Verbiegung und Verdrehung der Hufkapsel den Entwicklungsreiz für die seitlichen Hufknorpel. Während der Bodendruck gegen den Strahl die Umbildung des Strahlkissens bewirkt. Bei einem erwachsenen Wildpferd sind die seitlichen Hufknorpel an ihrer Ansatzstelle am Hufbeinast beinahe 2,5 cm dick und ein stabiler Boden von Knorpelsträngen hat sich zwischen der Strahllederhaut und dem Strahlkissen geformt. Vergleichbar mit einer Hängematte erstrecken sich diese Knorpelstränge teilweise von Hufknorpel zu Hufknorpel (Quelle: Dr. Bowker).

Ebenso ist es derzeit üblich, Pferde mit zwei, spätestens jedoch drei bis vier Jahren zu beschlagen. Ab diesem Zeitpunkt wird die Wachstums- und Entwicklungsphase des Jungpferdehufes erheblich beeinträchtigt, da der Huf von nun an vollends der Möglichkeit beraubt wird sich der formgebenden Kraft des Bodengegendrucks anzupassen. Der Huf kann sich nicht mehr, wie es von der Natur vorgesehen ist, gemäß des Lebensterrains entwickeln. Der beschlagene Jungpferdehuf bleibt folglich in seiner Entwicklung zurück. Untersuchungen (von Dr. Bowker) belegen, dass die seitlichen Hufknorpel von ausgewachsenen "Hauspferden" vielfach noch immer eine Dicke von 3 mm haben, was deutlich von den etwa 25 mm starken Hufknorpeln ihrer wilden Vertreter abweicht. Für die sich noch in der Entwicklung befindlichen Hufbeinäste bedeutet dies, dass sie sich oftmals nicht mehr physiologisch parabelförmig, sondern dann nur noch gestreckt oder oder nach innen gebogen entwickeln können. Es ist aussichtslos solche Hufbeindeformationen zu einem späteren Zeitpunkt beeinflußen zu wollen! Man kann eine solch fehlgeleitete Hufbeinentwicklung nur akzeptieren und versuchen, einer weiteren negativen Entwicklung entgegen zu wirken.

Es kann nicht oft genug betont werden, dass der gesunde, leistungsfähige Barhuf das Produkt, ein verwobenes Zusammenspiel, aus Bewegung, Umweltbedingungen, Ernährung und richtiger Barhufpflege ist.
Speziell die Hufpflege der heranwachsenden Pferde ist ein weiteres schwarzes Kapitel während der Aufzucht. Hufegeben ja, aber eine qualitative Hufpflege ggf. Hufkorrektur wird vielfach nicht für notwendig erachtet. Es verwundert darum nicht, dass Fohlen- und Jungpferdehufe oftmals vernachlässigt sind.

Die wenigsten Jungpferdebesitzer sind sich dessen bewusst, dass Hufbeschlag erst durch Nachlässigkeiten bei der Hufpflege und Bewegungsmangel "notwendig" wird. Folglich sind sie sich auch nicht darüber im Klaren, dass durch oben genannte Defizite vielfach der Grundstein für spätere Lahmheiten gelegt wird.